Bilinguales Berlin

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Letzte Woche entschied ich mich gemütlich einen Kaffee trinken zu gehen. Mein Buch zu nehmen und einfach ein paar Stunden in einem der kleinen süßen Cafés von Berlin zu entspannen. Ich bestellte mir etwas zu trinken, machte es mir in einem großen Sessel direkt am Fenster gemütlich und war gerade dabei, in Begleitung der angenehmen Hintergrundmusik anzufangen zu lesen, als mir nach einen paar Zeilen etwas auffiel. Ich konnte mich einfach nicht auf das Buch konzentrieren. Stattdessen konnte ich nicht anders, als den Unterhaltungen um mich herum zu lauschen (etwas, das mir mit meinem holprigen Deutsch nicht sehr häufig passiert). Ein Pärchen lernte sich gerade bei ihrem ersten Date kennen, ein paar Mädchen hingen quatschend und tratschend vor einem Laptop, und die ziemlich angespannten Versuche einer Frau mit ihrem Verlobten und ihrem Vater am Tisch eine Unterhaltung zu führen. Hier saß ich nun, in einer netten, ruhigen Nachbarschaft mitten in Berlin und alles, was ich um mich herum hören konnte, war Englisch.

Natürlich wissen wir alle, dass «jeder Englisch spricht». Das wurde mir in den ersten Monaten in Berlin noch bewusster als es ohnehin schon war. An manchen Tagen hörte ich ungelogen mehr Englisch als Deutsch um mich herum. Wir alle wissen, dass man ohne Probleme ein Wochenende, eine Woche, sogar ein Jahr in Berlin verbringen kann ohne Deutsch sprechen zu müssen. Aber ist das wirklich die richtige Einstellung?

Jeder einzelnen meiner Reisen ins Ausland geht die Frage voraus, welche Sprache in dem jeweiligen Land gesprochen wird. Da Englisch jedoch meine Mutterprache ist, wird diese Frage jedes Mal mit derselben klassischen Antwort beantwortet, «Ach, nicht so wichtig. Es spricht ja sowieso jeder Englisch». In Berlin ist das ohne Zweifel wahr. Die meisten Deutschen haben ausreichende bis sehr gute englische Sprachkenntnisse. Vor allem die jüngere Generation spricht Englisch beinahe so gut wie ich. Die entschuldigen sich für «das wenige Englisch», das sie sprechen und fangen dann an von ihrer Kindheit zu erzählen, die britische Politik zu kommentieren und darüber zu philosophieren, ob Raumfahrt eine gute Sache ist. Und das alles natürlich in perfekter Aussprache.

Mit dieser ständigen Scham gegenüber der Selbstverständlichkeit, mit der wir mit unserem Englisch durchs Leben marschieren und unserer Unfähigkeit, eine Fremdsprache zu erlernen, versuche ich, wo ich kann, Deutsch zu sprechen. Und ich versuche standhaft zu bleiben, das tue ich wirklich, aber in 9 von 10 Malen antwortet mir die Frau im Café, der/die KassierIn und der/die KellnerIn auf Englisch. Dann erscheint es mir unhöflicher, mich weiter an mein klägliches Deutsch zu klammern, als einfach nachzugeben und zu meinem weitaus besseren Englisch überzugehen. Aber wieso wechseln sie einfach ins Englische? Möchten sie einfach ihr gutes Englisch unter Beweis stellen? Oder einfach nur üben? Möchten sie vielleicht nur nett und hilfsbereit sein? Oder sind sie genervt von diesen traurigen Versuchen und finden es einfacher auf Englisch weiterzumachen? «Look, dear foreigner, let's make this a lot quicker and easier, you want one large coffee to go. Simple. Now I can get back to my job and you can get back to your friends and confirm that yes wow, everyone really does speak English».


Es ist demotivierend, es ist ermüdend und es ist frustrierend. Aber seid nicht entmutigt, meine lieben Mitlernenden! Berlin ist eine Metropole mit zahlreichen verschiedenen Menschen, Kulturen und Sprachen, darunter nicht nur Englisch. Unter den meistgesprochenen Sprachen in Berlin befinden sich Türkisch, Russisch, Polnisch, Arabisch und Kurdisch. Und das sind bei weitem nicht alle. Tatsächlich machen die englischsprachigen Leute nur einen sehr kleinen Teil der in Berlin lebenden Menschen aus (Slow Travel Berlin). Was das bedeutet? Es bedeutet, dass du nicht unbedingt von englischsprechenden Leuten umgeben bist. Die Leute, mit denen du dich umgibst, sind deine ganz eigene Entscheidung. Und wenn es deine Entscheidung ist, dich mit Englischsprechenden zu umgeben, dann sei es so. Wenn du jedoch dein Deutsch verbessern möchtest und von einem «Außenseiter» zum «Einheimischen» werden möchtest, musst du dich kümmern. Lass deine Landsleute stehen und lerne ein paar Berliner kennen! Ausdauer ist der Schlüssel. Bleib bei deinem Deutsch. Vielleicht ärgern sich ein paar Kellner darüber, aber gib nicht auf. Es braucht nur ein bisschen Mut und Beharrlichkeit. Es liegt in deinen Händen!

Fabienne

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